Die Sammlung

Das Keramik-Museum Bürgel entstand bereits 1880 als öffentlich zugängliche Mustersammlung und ist das einzige Keramikmuseum in Thüringen. Die Sammlung umfasst über 5000 Exponate aller Epochen der 450-jährigen Töpfergeschichte Bürgels, der deutschen Keramikgeschichte des 20. Jahrhunderts sowie (inter)nationale Gegenwartskeramik. Herausragend und umfangreich ist der Bestand an Jugendstilkeramiken des einflussreichen Gestalters Henry van de Velde. Ein junges Sammlungsgebiet sind Erzeugnisse der Dornburger Keramik-Werkstatt insbesondere aus der Zeit des Bauhauses und Otto Lindigs.

Sonderausstellungen widmen sich zeitgenössischen oder historischen Keramikern und Keramikerinnen, Töpfereien oder Themen zur internationalen Keramikgeschichte.


Sammlung zu Henry van de Velde und zum Bürgeler Jugendstil

Henry van de Velde (1863–1957) engagierte sich dreizehn Jahre lang von Weimar aus für die Keramikherstellung in Bürgel. Er stellte eigene Gefäßentwürfe und Schülerarbeiten zur Verfügung, präsentierte Bürgeler Erzeugnisse auf Messeständen oder Ausstellungen und analysierte die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, Rohstoffe sowie technische Verfahren. Ferner trug er zu einer besseren Ausbildung der Töpfer bei, schulte die Fabrikanten in ästhetischen Fragen und wertete die Mustersammlung des Keramischen Museums auf. Dank seines Einflusses erhielt die Keramikherstellung in Bürgel in der Zeit von etwa 1904 bis 1908 ein neues Gesicht. Einerseits erfolgte die weitgehende Befreiung vom Stilgemenge des Historismus, andererseits wurden neue Akzente in der Formgebung und im farblichen Erscheinungsbild gesetzt. Insbesondere die Hersteller Franz Eberstein, Carl Gebauer, Max Neumann und C. A. Schack nahmen die Anregungen von Henry van de Velde auf und führten seine Entwürfe oder auch Entwürfe von Schülern der Weimarer Kunstgewerbeschule aus. Bürgel entwickelt sich zu einem Zentrum moderner Keramik.


Sammlung zur Bürgeler Keramikgeschichte

Dieser Sammlungsbereich ist der älteste und umfangreichste. Neben dem weithin bekannten Bürgeler Steinzeug mit der typisch blauen Anwurfglasur, der sogenannten »Blauen Schürze«, wird die gesamte Palette der Irdenware dokumentiert. Dazu gehören zahlreiche Beispiele mit Schlickerdekoren und der klassischen Blauweiß-Keramik. Schwerpunkte in der Sammlung bilden die über das Alltagsgeschirr hinaus bedeutend gewordenen Werkstätten und Manufakturen, wie z. B. Carl Gebauer, Eberstein/Hohenstein, C. A. Schack, Carl Fischer, Otto Beyer, Walter Gebauer oder die Werkstatt Reichmann.


Positionen der Thüringer Keramikgeschichte außerhalb Bürgels

In Thüringen gab es neben Bürgel weitere Zentren der Töpferei, wie z. B. das Werra-Gebiet. Die Werra-Keramik ist ein kleiner Sammlungsbestand, der zu Vergleichszwecken angelegt wurde. Ein größerer Sammlungsschwerpunkt sind Keramiken Thüringer Hersteller aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die wesentliche Positionen der Kunstkeramik sowie der Gebrauchskeramik in der DDR besetzten. Hierzu gehören die Töpferfamilie Körting in Dornburg, die Saalfelder Künstlergemeinschaft mit Karl Jüttner, Gerhard Dölz, Dietrich Kleinschmidt und Gerda Körting, Römhilder Keramik des Betriebes von Siegfried Gramann, Keramik aus Friedrichroda von Joseph Höhler und Johannes Urban, von Albert Kießling und Ralf Unterstab in Langenhessen, von Kristian Körting aus Saalfeld oder auch Ulli Wittich-Großkurth aus Jena.


Positionen der bundesdeutschen Keramikgeschichte

Ein noch junger und vergleichsweise kleiner Bestand umfasst dank mehrerer Schenkungen einen repräsentativen Querschnitt aus dem Schaffen der in Deidesheim lebenden Keramikerin Lotte Reimers. Diese Gruppe wird flankiert von weiteren Einzelstücken westdeutscher Keramik von vor 1989 um Aage Birk und Reinhold Rieckmann.


Positionen der Gegenwartskeramik am Beispiel des
Walter-Gebauer-Keramikpreises

Seit der ersten Vergabe des Keramikpreises der Stadt Bürgel (Walter-Gebauer-Keramikpreis) im Jahr 1995 ist es gelungen, alle ausgezeichneten und mit Anerkennungen versehenen Wettbewerbsarbeiten für das Keramik-Museum zu erwerben. Großzügige Förderungen erlaubten darüber hinaus den Erwerb preisgekrönter Werke, wodurch eine einmalige Sammlung herausragender Gegenwartskeramik entstanden ist. Diese keramischen Arbeiten zeichnen sich durch ihre besondere Qualität in der handwerklichen Umsetzung und durch Originalität aus. Sie zeigen damit eindrucksvoll die Vielgestaltigkeit des heutigen keramischen Schaffens.


Sammlung Dornburger Keramik-Werkstatt

Mit der Musealisierung der Dornburger Keramik-Werkstatt wird der Bauhaus-Sammlungsbestand kontinuierlich ausgebaut und durch Exponate ergänzt, die einerseits die Geschichte des Ortes und dessen keramikgeschichtliche Bedeutung dokumentieren und andererseits den wertvollen Kernbestand bereichern. Das Bauhaus-Werkstatt-Museum bietet den geeigneten Ort, diesen Bestand als Erbe der weltweit einzig erhaltenen Bauhaus-Werkstatt zu präsentieren.